Er bekommt nur selten Besuch und für Voldertaler Verhältnisse ist die Besteigung des Sunntiger anspruchsvoll. Sei es über den Normalweg von Südwesten, sei es über den Nordgrat, überall hält er zumindest eine knifflige Stelle parat.

Am Normalweg ist es eine steile Platte mit kleinen Griffen und Tritten, die über etwa drei bis vier Meter aus einer Rinne heraus- bzw. im Abstieg hineinführt.

Die Schlüsselstelle am Nordgrat ist weniger klettertechnischer Natur als mehr eine Mutprobe. Der letzte seiner überhängenden Gratzacken lässt sich kaum umgehen.

Hier hilft ein „beherzter Sprung“ über den Abgrund hinweg auf eine schräge Reibungsplatte, wie es in der einzigen Beschreibung auf spitzentreffen.at heißt, die ich zum Sunntiger im Internet gefunden habe.

Ansonsten ist mir der Nordgrat weniger steil erschienen, als er vom Malgrübler ausschaut. Viele Felsplatten lassen sich gut auf Reibung begehen, ohne dass man viel die Hände braucht. Besuch bekommt der Sunntiger nicht sehr häufig, bei meiner Visite am 23. Oktober war die letzte Eintragung im Gipfelbuch vom 15. September.

Bestiegen habe ich den Sunntiger übrigens bei einer Überschreitung vom Malgrübler bis zum Naviser Jöchl. Als mich am Westrücken des Malgrüblers fast der Föhnsturm vom Kamm geblasen hat, sah ich die Tour schon im Wind davonfliegen. Um so mehr war ich überrascht, als sich der Sturm vor dem Sunntiger einigermaßen beruhigte. Die ganze Tour lang war es zwar windig, aber nicht annähernd so stürmisch wie am Malgrübler.

Mit Ausnahme des Sunntigers, den man auch umgehen könnte, ist die Überschreitung vom Malgrübler zum Naviser Jöchl großteils Gehgelände, das aber dennoch Trittsicherheit und an einigen Stellen auch Schwindelfreiheit verlangt. Dieser Bereich der Voldertalumrahmung, im Weiteren mit der Seekarspitze und der Eisenkarspitze, wird sicher am wenigsten häufig begangen, wenngleich er landschaftlich sehr eindrucksvoll ist.

Was die Herkunft des Namens „Sunntiger“ betrifft, so hat die recht wenig mit einem schroffen Berg zu tun. Im Gegenteil, es ist die Bezeichnung für eine gefahrlose Weide, auf welche die Hirten am Sonntag das Vieh trieben und so ihre Sonntagsruhe halten konnten. Der Sunntiger gegenüber in der Lafatsch im Karwendelgebirge wurde urkundlich im 15. Jahrhundert zwei mal als „suntachwaid“ bezeichnet. Der Sunntiger oder auch Suntiger zwischen dem Volder- und Wattental erscheint im Jahr 1.500 im Gejaidbuch von Kaiser Maximilian.
Quelle:
Karl Finsterwalder: Die Namenschichten im Raume Wattens. In: Wattner Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Wattens, Wattenberg und Vögelsberg. Innsbruck 1958, S. 203 – 231, hier S. 228.
2 Responses to Der Sunntiger
Interessanter Artikel und Recherche zur Flurbezeichnung Hermann – ich stimme ganz zu, dieser spürbar einsame Teil der Runde hat einen besonderen Reiz
Berg Heil!
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Hallo Rainer, danke dir vor allem für die gute Beschreibung der Sunntiger-Überschreitung, wie auch der gesamten Voldertalumrundung. Die habe ich so noch nie gemacht, wäre vielleicht was für nächsten Sommer. Berg Heil!
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